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Martin NoëI - Otto Freundlich Die Entdeckung der Moderne

Bergisch Gladbach

Ein Zwischenbericht aus den Ferien:
die Ausstellung

Martin NoëI – Otto Freundlich 
Die Entdeckung der Moderne

in der Villa Zanders, Bergisch Gladbach, läuft noch bis 25-08-2024. Deshalb trotz Ferien dazu ein kurzer Bericht:
Die Ausstellung stellt Arbeiten von Martin NoëI (1956 – 2010) solchen von  Otto Freundlich (1878 – 1943) gegenüber. Martin NoëI sah in Otto Freundlich einen Weggefährten, mit dessen Werk er sich seit 2002 intensiv beschäftigte.

Otto Freundlich, Komposition 68, 1941
Martin Noël, Palette, 2003

‘Vor jedem Zitat steht ein Prozess der Annäherung an ein Werk, der Faszination oder das Interesse an einer künstlerischen Sprache, an einem Motiv, einem Thema, an einer Haltung. Nachspüren hat mit Begeisterung zu tun, gelegentlich mit Widerstreben…’

M. Müller-Schareck, Für Otto Freundlich. Spuren seines Lebenswerks, Katalog zur Ausstellung S.104

‘Bei diesem unmittelbaren Nebeneinandermalen der farbigen Flächen wurde ich von einer Erregung ergriffen, wie von einem neuen Leben der Malerei.’
Otto Freundlich, 1935

Während es früher lange Zeit zur Ausbildung jedes Künstlers gehörte, Werke der Klassik, von  Alten Meistern zu kopieren, hat Martin Noël nach intensiver Beschäftigung mit den Arbeiten von Otto Freundlich zu eigenständigen Werken gefunden.
Während Otto Freundlich als Impulsgeber der geometrischen Abstraktion gilt, kommt Martin Noël von den klaren Linien der Holzschnitte zur Gliederung der Bildfläche.

Martin Noël, 2002

‘Jede Linie, die mit der Hand gezogen wird, ist ein Zeichen, ein Weg, eine Brücke vom Ich zur Außenwelt. (…) So steht am Anfang der Ästhetik ein simples Zeichen. Ein Akt der Selbstentäußerung, eingegraben in den Sand, an die Wand, in Ton oder Stein.’


Otto Freundlich: Ideen und Bilder, zitiert nach Katalog der Ausstellg, S.71, Artikel von J. Heusinger von Waldegg

Das innovative Œuvre von Otto Freundlich umfasst Gemälde, Skulpturen, Mosaike und Glasfenster. Besonders aber seine politisch-philosophischen Schriften, die Synthese seiner künstlerischen wie sozialen Überzeugung, bringen ihm schon nach dem I. Weltkrieg in einer ersten internationalen Nachkriegsausstellung,1922 in Düsseldorf, Diffamierung von regimetreuen Kritikern ein, die die Kunst als jüdisch-bolschewistisch und als jüdisch-dadaistischen Wahnsinn bezeichneten. 

Otto Freundlich, 1929 / 1980, Glasfenster

1933 schrieb Otto Freundlich einen Text für das Bauhaus und gegen die Ideologien des NS-Regimes, gegen die Zensur seiner Kunst als ‘entartet’. 
Seine Ideen von der nationalen künstlerischen Erneuerung, in einer engen Beziehung zwischen Künstlern und der Öffentlichkeit, der Schaffung eines neuen Menschen, sowie seine jüdische Herkunft führten zu seiner Verfolgung, mehrfacher Inhaftierung und seiner Ermordung im Konzentrationslager Majdanek.

Martin Noël, o.T. (Otto LW), 2010, Blattgold auf LW übermalt mit Acryl

Aber es gibt mehr zu sehen:
Das Museum Villa Zanders in Bergisch Gladbach ist eine gründerzeitliche Villa in einem Park mitten in der Stadt, zwischen 1873-74 erbaut von der Witwe eines Papier-Fabrikanten, C.R. Zanders, steht unter Denkmalschutz.
Im Erdgeschoss ist noch bis 27-10-2024 die Ausstellung
HONIG für Kunst und Gesellschaft zu sehen.

Timm Ulrichs, Bienenwabe, Wachs-Collage, 1963/2023
Felix Droese, 3 Zeichnungen / Aquarelle auf Pappe, 2019

Das Interesse an Bienen und ihren Produkten lässt sich schon in der Antike nachweisen. Die Faszination spiegelt sich auch in den Werken vieler zeitgenössischer Künstler, die der Kurator Prof. Dr. H. Kraft in einer aufschlussreichen Ausstellung vereint hat.

Ulrike Rosenbach, Die Bienen-Frau, 1975
Robert Filliou, o.T. 1975, mit handschriftlichem Text

Auch Beuys hat sich mit Bienen befasst:
‘Die menschliche Fähigkeit ist nicht, Honig abzugeben, sondern zu denken, Ideen abzugeben…`
J.Beuys, Zitat von der Einladungskarte

In diesem Sinne hoffen wir, Ihnen eine Idee für einen spannenden, kühlenden Museumbesuch bei allzu großer Sommerhitze draußen gegeben zu haben.

Unsere Ferien enden Anfang September. Ein Umtrunk und die Präsentation neuer Editionen werden dann sicher genügend Grund zu einem Besuch ganz vieler Freunde der Edition hier in Miel bieten.

Wir wünschen allen Freunden der Edition derweil erholsame, vergnügliche, anregende Zeit
und freuen auf das Wiedersehen.