Im Dauerregen fast untergegangen wäre unser Bericht über die inzwischen leider schon wieder beendete Ausstellung
L’art du détail im Maison ‘La Roche et Jeanneret’ in Paris, die wunderbare Arbeiten von Laszlo Horvath gezeigt hat.
Diese geheimnisvoll strahlende Edition aus dem Jahre 2022 ‘Impression, Couvent de la Tourette’ kennen Sie, liebe Freunde von youngcollectors, schon; sie zeigt einen ungewöhnlichen Ausblick aus der Krypta des1953 von Le Corbusier erbauten Klosters Sainte-Marie-de-la-Tourette in Éveux in der Nähe von Lyon, im Département Rhône, Frankreich.
Laszlo Horvath hat faszinierende Aufnahmen vieler Werke dieses Universalgenies gemacht, der nicht nur der berühmte Architekt war, auch Schriftsteller und Maler.
Laszlo Horvath, der Filmemacher, hat in seinen Photographien Bilder der Architektur geschaffen, die nicht nur wunderbare Dokumente sind, viele sind mit der Kamera gemalt.
Hier zeigt er den geheimnisvollen Aus-Blick aus der dunklen Krypta. Von außen erkennt man nur drei riesige, schräge, scheinbar offene Röhren, die in unterschiedlichen Winkeln aus dem massiven Block der Krypta hangseitig herausragen.
‘… kann man nach rechts abbiegen und in ein unterirdisches Labyrinth hinabsteigen, das unter dem Querschiff hindurchführt und in einer Seitenkapelle mündet, in der die Mönche einzeln die Morgenmesse feiern. Insgesamt gibt es sieben Altäre, die entsprechend dem abfallenden Gelände gestuft sind. Eine geschwungene Wand umgibt diese Altäre, und das Licht wird von den darüber befindlichen ‘Kanonen’ eingelassen, die einen farbigen Schimmer abgeben…’,
Philippe Potié, Le Corbusier, p. 54,
Abweisend, schroff steht das ehemalige Dominikaner-Kloster in der Landschaft. Die besondere, neue Bauweise von Le Corbusiers Architektur, die Verwendung ausschließlich von Stahlbeton und ein System aus wenigen tragenden Stützen, die das Bauen in flexiblen Grundrissen und mit nur einzelnen tragenden Wänden ermöglicht, wird in dieser Photographie deutlich.
Diese neuartige Formensprache erlaubt große Fenster-Zonen und skulpturale Formen.
Laszlo Horvath hat sich für die Ausstellung ganz bewusst auf Fotografien von fünf Gebäuden von Le Cobusier beschränkt: Maison La Roche (1923), Villa Savoye (1928), Chapelle Notre Dame-du-Haut, Ronchamps (1950), Couvent Sainte-Marie de la Tourette(1953) und Firminy (erst posthum fertiggestellt).
Als Filmemacher, fasziniert von Details, speziell in Theater-Aufführungen und Tanz-Performances, hat Laszlo Horvath sich sehr intensiv mit den Arbeiten von Le Corbusier auseinandergesetzt, treu nach der Devise des ‘Meisters’:
« Et tout est dans l’impeccable réussite du détail. »
Le Corbusier an seine Mutter 19-11-1956
„ Und alles liegt im makellosen Gelingen des Details.“
Laszlo Horvath fängt die Kontraste ein, inszeniert sie, die Möglichkeiten, die Le Corbusier nutzt, mit Beton brutal-klotzige geometrische Formen genauso wie sanft Elemente zu schaffen.
‘Lászlo Hórvath entdeckt mit seiner Kamera sehr persönliche, meist übersehene Aspekte und Ausschnitte dieser Welt. Mit präzisem Blick für das Kleine und gekonnter Detailliebe er-findet der Künstler Bilder, die teilweise gar nicht wie ein Foto wirken, sondern eher wie Malerei oder wie Blicke in geheimnisvolle höhlenartige Öffnungen..’
Text aus der Website von YC, Chr. Dahlhausen, 2022
Die Kapelle von Ronchamps ist in der skulpturalen Gebäudeform zu einer Ikone der Architektur geworden und seit 2016 in die Liste der UNESCO-Weltkulturstätten aufgenommen.
‘Da es sich aber materialmäßig und konstruktiv um eine Mischkonstruktion handelt, und die Oberfläche aller Bauteile mit Betonspritzputz behandelt wurden, ist weder Sichtbeton („beton-brut“) noch Corbusiers sonst so typische „Schachtel mit belebtem Innenleben“ („boîte à miracles“) vorhanden…….
…..Mit der mystischen Lichtführung und stark auf die Liturgie ausgerichtet muss diese Kirche als ganz eigenständiges Werk betrachtet werden.’
Wikipedia
Laszlo Horvath hat die unwirklich erscheinenden Lichtverhältnisse im Innern eingefangen.
Ungeachtet der Entstehungszeit vor dem 2.Weltkrieg der wunderbaren Gebäude, ist ihre Faszination ungebrochen. Großzügigkeit und Offenheit in die Natur, eine neue Eleganz ohne Pomp, in puristischem Sicht- Beton. Le Corbusier hat mit seinen Bauten Architektur-Geschichte geschrieben.
Besonders nach dem Krieg hat er wiederholt heute vielbegehrte, mustergültige Sozialbauten geschaffen (u.a. Marseille) aber auch städteplanerische Projekte vorangetrieben (Chandigarh, Indien) und skulpturale Gebäude, heute alles UNESCO-Welterbe-Stätten.
Le Corbusier war als der Architekt des Brutalismus, verschrieben dem Grau des Betons und der Weißen Wände im Innern. Aber er begann eigentlich als Künstler. Um als ernsthafter Architekt zu gelten, hat er jedoch seine künstlerischen Werke zwischen 1923 und 37 niemals gezeigt.
… nur mit Mühe konnte ich Corbusier dazu bewegen, die erste große Ausstellung seiner Bilder zu erlauben…
S.Giedion, Mitglied der Ausstellungskommission des Zürcher Kunsthauses, 1957
Aber alle seine Bauten zeigen seine Liebe zu expressiven Farben. Nicht nur ganze Wände, viele Details leben von ihrer Farbstimmung.
Und Laszlo Horvath hat sie aufgespürt. Er hat mit seinen stillen, pointiert beobachtenden Detail-Aufnahmen, viele wunderbare Bilder, bewundernswerte Einblicke in das imposante Werk geschaffen.
Wir sind glücklich, eine seiner Arbeiten in der Edition zu haben.
Als augenzwinkernden Ausblick haben wir aus der Stiftung Le Corbusier ein Plakat mitgebracht, das die Anfänge des großen Künstlers auch in der unerfreulichen Situation des noch auf den großen Erfolg Wartenden zeigt:
Man muss gegen die Windmühlen kämpfen,
Troja erobern,
das Pferd des Fiakers sein,
jeden Tag!
Viel Glück!
6.Oktober 53
Ihr Le Corbusier
Der Rabe (le corbeau) ist ohne Geld!
Der Mai mit seinen vielen Feiertagen ist zu Ende. Hoffen wir auf einen strahlenden Sommer.
Kommen Sie auf einen Besuch in die Galerie, schauen Sie sich die Arbeit von Laszlo Horvath an, blättern Sie in seiner Sammlung vieler Original- Fotografien.
Wir freuen uns drauf!