Wim Bosch, in Groningen (NL) lebend, als Fotograf zu bezeichnen greift weitaus zu kurz, denn er nutzt zwar das Medium der Fotografie und das End-Ergebnis seines Arbeitsprozesses sind letztlich Fotoabzüge (prints). Der Prozess, den es braucht um zu diesen Bildern zu gelangen, ist aber eher einer der der Malerei nahesteht, ein Prozess, der das Experimentieren mit verschiedenen Materialien und im weitesten Sinne auch skulpturalen Accessoires einbindet.
Die Fotografie offenbart immer eine ganz spezifische Beziehung zwischen fotografischen Bild und der Wirklichkeit. Diese Beziehung ist es, die Wim Bosch ganz besonders interessiert.
In mehreren verschiedenen Werkserien nähert Bosch sich Wirklichkeitsaspekten unserer Welt, in dem er gefundene Abbilder (z.B. aus Zeitschriften) aufgreift und verfremdet. Diese Verfremdung oder Erweiterung kann eine digitale Alteration, das manuelle Zerkratzen oder – wie in der von YC vorgestellten Edition – das Überschichten mit Seifenschaum einschließen. Seine Fotoarbeiten sind Abbilder und Ablagerungen bzw. Agglomerationen eines Arbeitsprozesses in der Zeit.
Der Künstler verwendet zum Beispiel das mediale Abbild eines Einfamilienhauses aus einer Architekturzeitschrift der 1950er Jahre. Das Foto einer typischen 1950er Erscheinung der Architektur gepaart mit der typischen Werbesprache aus dieser Zeit wird schließlich überschichtet mit Seifenschaum. Dieser Moment wird fotografisch festgehalten. Es entsteht etwas Neues, eine Chimäre, die mit Humor Unklarheit über die Echtheit der abgebildeten Situation erzeugt.
Der Schaum scheint sich über das Abbild auszubreiten. Zunächst ist nicht ganz klar, ob der Schaum sich aus dem Haus herausdrängt . Man muss genauer hinschauen. Boschs Bilder werden so zu einem Fest des Sehens, auch des genauer Hinsehens.
Es entsteht eine befreiende Unklarheit, ein Schweben zwischen den Genres, zwischen der abgebildeten Flachheit eines Fotos und der räumliche Tiefe der Schaumskulptur darauf, zwischen dokumentarisch Abbildhaften und poetisch, ein wenig fluxus-ähnlichem
Freiheitsmoment. Die entstehende Unsicherheit macht Wim Boschs Arbeiten wunderbar offen und frei.
Geboren 1960, lebt und arbeitet in Groningen, NL
2012 erhielt er den Preis der Holländischen Mondriaan Foundation, er unterrichtet Kunst an der Minerva Art Academy Hanze, University of Applied Sciences in Groningen.
Einzelausstellungen (Auswahl):
2020 Arnhem (NL), Rijnstate Collection, Manual
2019 Groningen (NL), Galerie BLOCK C, Het plan, Bonn (DE), Das Esszimmer, Tapping on windows, knocking on walls
2018 Heerenveen (NL), Museum Belvedere
2013 Grafschaft Bentheim (DE), Neue Kunstverein
2012 Bochum (DE), Kunstverein, Scratching the surface
2010 Groningen (NL), Gasunie Corporate Collection, Overgrow
2009 Salzau (DE), Landeskulturzentrum Salzau, Fruchtbare Augenblicke
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2022 Haarlem (NL), De Vishal, Een ver afgelegen huis
2021 Troisdorf (DE), Städtische Galerie Kunsthaus, Time[DIS]placement 2
2020 Amsterdam (NL), Dapiran Art Project Space, Off-Grid
2016 Neumunster (DE), Herbert Gerisch Foundation, Friendly Footage, Heerenveen (NL), Museum Belvedere, Naar Mankes
2013 Assen (NL), Museum voor hedendaagse Kunst, Noordnet, Stedelijk , Grooningen (NL), Centrum Beeldende Kunst Groningen, WEP Mexico City (MX), Officina del Arte, Expositcion WEP, Wilhelmshaven (DE), Kunsthalle, Nordwest Kunst, Die Nominierten der Nordwestkunst 07
Musterhaus
2018,
Aufl. 10(+2),
Hahnemühle photorag,
54 x 49 cm,
gerahmt 56 x 51 cm
o.Rahmen
650,00 €